Borderline-Erkrankung

Nach dem derzeitigen Verständnis wird bei der Borderline-Störung eine Wechselwirkung zwischen psychosozialen Variablen und genetischen Faktoren im Rahmen eines biopsychosozialen Modells postuliert. Bei ca. 50% der Betroffenen bestehen schwerwiegende interpersonelle Gewalterfahrungen, bei 95% findet sich eine emotionale Vernachlässigung in der Kindheit, wobei die Kinder oft bereit im Kindesalter hohe emotionale Sensitivität zeigen

Nach der aktuelle S3-Leitlinie der DGPPN soll eine fachärztliche Abklärung vorgenommen werden, wenn eines der folgenden Zeichen vorhanden ist:

• wiederholtes suizidales oder selbstverletztendes/selbstschädigendes Verhalten
• erhebliche emotionale Instabilität
• gleichzeitiges Vorliegen mehrerer psychischer Störungsbilder
• kein befriedigender Behandlungserfolg hinsichtlich vorliegender psychischer Symptome durch bisher durchgeführte Therapien
• sehr beeinträchtigtes psychosoziales Funktionsniveau

Die Diagnosestellung erfolgt nach den Kriterien des ICD-10 und ICD-11, die durch die Fachärztin oder den Facharzt abgeklärt werden. Ergänzend kommen störungsspezifische Fragebögen sowie ein semistrukturiertes Interview zum Einsatz.

Die Komplexität der Borderline-Erkrankung führt oftmals dazu, dass sie zunächst nicht erkannt wird und eine andere Krankheit diagnostiziert wird, etwa eine bipolare Störung oder eine Angststörung.

In den letzten Jahren hat sich das Wissen zur Behandlung der Borderline-Erkrankung wesentlich erweitert. Als zentrale Behandlung gilt die störungsspezifische Psychotherapie. Ergänzend können in Krisensituationen Medikamente zusätzlich gegeben werden, diese jedoch nur für einen begrenzten Zeitraum. Liegen neben der Borderline-Störung zusätzlich Depressionen, eine Angststörung oder auch eine Suchterkrankung vor, so werden diese entsprechend der Behandlungsempfehlungen therapiert und es können dann auch Medikamente für eine längerfristige Behandlung notwendig sein.